Montag, 18. April 2011

Neues aus Georgien

Hallo alle zusammen, heute gilt es noch schnell die Ereignisse aus den letzten 3 Wochen zusammenzufassen, bevor viele neue hinzukommen. Es hat sich darüber hinaus nun doch schon einiges angesammelt.
Zunächst möchte ich von unserem Regionaltreffen der Bosch-Stipendiaten in Odessa berichten. Wir wollten uns in Odessa mit Anna (Lemberg/Ukraine), Matthias (Charkow/Ukraine) und Daniela (Wilna/Litauen). Janek und ich haben uns also am Donnerstag (31.März) nachmittags auf den Flughafen Tiflis begeben, um mit Umstieg in Kiew nach Odessa zu fliegen. Der Flug war wirklich sehr gut, so dass wir wohlbehalten in Kiew ankamen.



Dort trafen wir uns mit Daniela, die dort auch ihren Umstieg hatte, um von Wilna aus weiter nach Odessa zu reisen. Zur Beruhigung genehmigten wir uns erstmal Bier vom preisgünstigen Stand vor dem Flughafen Kiew (der halbe Liter für 0,70€, da kann man doch nicht nein sagen). Dazu bot uns Daniela noch mitgebrachte Köstlichkeiten aus Litauen. Der Weiterflug verspätete sich dann um eine Stunde, so dass wird letztendlich erst am späten Abend in Odessa eintrafen. Mit dem Taxi ließen wir uns dann für atemberaubende 10 Euro zum Hauptbahnhof bringen, von wo aus wir uns dann auf die Suche nach unserem Hostel begaben. Diese gestaltete sich etwas schwierig, da wir keinen Stadtplan hatten und so entschieden wir uns schließlich nochmals ein Taxi zu nehmen, dass uns dann auch wohlbehalten ins Hostel brachte. Es war jetzt bereits Nacht. Unser Hostel entpuppte sich als ein netter sog. „Homestay“. Darunter versteht man Familien, die eine große Wohnung haben und diverse Zimmer in dieser vermieten. Es geht also alles etwas persönlicher zu und ich muss sagen, dass wir mit „Antony’s Home“ einen guten Griff gemacht haben. Am nächsten Morgen haben wir ordentlich ausgeschlafen. Während wir noch in den Betten ruhten, waren Matthias und Anna schon angereist und so machten wir uns dann gegen Mittag in die Spur, um die Stadt zu erkunden. Obendrein fand an diesem Freitag eine Art Karneval statt, der aber nur in Odessa in dieser Art begangen wird – es waren hier aber vor allem junge Leute und Familien unterwegs und die ganze Stadt war in Festtagsstimmung, der Abend ist dann eher vor allen den Jugendlichen und dem Alkohol vorbehalten. Leider konnte Daniela nicht lange an unserem Rundgang teilnehmen, da es ihr nicht so gut ging und sie verließ uns, damit sie sich zwecks Auskurieren ins Bett legen konnte. Schließlich waren wir noch am Hafen, haben aber auf die Rundfahrt durch selbigen via Schiff auf den nächsten Tag verschoben, da Daniela auch etwas davon haben sollte. So war unser Abend durch Essen gehen, Erfahrungsaustausch und gemütliches Zusammensitzen gekennzeichnet. Daniela war hier schon wieder fit.








Am nächsten Tag haben wir uns mit dem Chef der Deutschlehrer der West- und Südukraine getroffen. Ein wirklich äußerst freundlicher und unterhaltsamer Mann, den wir auch schon auf unserem Vorbereitungstreffen kennen gelernt hatten. Mit ihm machten wir bei bestem Sonnenschein einen Ausflug an den Strand, um uns in einem Restaurant am Platze gegen Mittag ein verspätetes Frühstück bzw. Mittagessen zu gönnen.








Daran schloss dann unsere gemeinsame Hafenrundfahrt an. Ein wirklich tolles Erlebnis bei kräftigem Wellengang, Kaffee, Bier und Sonne.




Abends warteten dann die Vermieterin und ein paar junge und junggebliebene ukrainische Gäste mit Gitarrenmusik und Gesang in der Küche auf, dem wir uns dann nach geraumer Zeit nicht mehr entziehen konnten und wir zogen von unseren Zimmern hin zum Ort des Geschehens – der Küche. Die Nacht wurde somit richtig lang, auch wenn die Ukrainer eher nicht so unser Geschmack waren, spätestens als sie sich als „ukrainian Nazi“ bezeichneten und einen „nowi leader“ für nötig hielten. Kranke Hirne eben. Dennoch war der Abend sehr unterhaltsam und wir sehr spät (früh) im Bett.



Leider waren mit diesem Tag die sonnigen Tage schon vorbei. Die folgenden zwei sollten eher regnerisch sein und wir verbrachten sich mit nochmaligen Stadtrundgängen, Essen gehen und unzähligen  Gesprächen über unsere Schulen, unsere Gastländer und so weiter.
Am Montag war dann schon der Tag des Abschieds gekommen. Daniela fuhr schon um 9Uhr früh zum Flughafen. Janek, Anna, Matthias und ich vertrieben uns noch in aller Ruhe den Tag in Odessa. Um etwa 19:00 sollte dann Janeks und mein Flug gehen, diesmal in direkter Verbindung nach Tiflis, also ohne Umstieg. Am Flughafen angekommen erwartete uns die Info, dass der Flug auf 23:00 verschoben wurde und so entschieden wir uns zum Hostel zurückzufahren, um die Stunden zusammen mit Matthias und Anna zu überbrücken, die wir dann auch noch zum Bahnhof brachten. Danach ging es für uns wieder zum Flughafen, um die restlichen 3 Stunden abzusitzen.



Der Flug ging dann erstaunlicher Weise doch pünktlich, so dass wir dann nach etwas unruhigem Flug (Sturm über dem Schwarzen Meer) um etwa 1:30 Ortszeit in Tiflis ankamen. Es erwartete uns Irakli (der nette und günstige Taxifahrer), dem wir aus Odessa noch Bescheid gegeben hatten. Er brachte uns dann auch wohlbehütet nach Hause. Was für ein Wochenende!!




In der Schule laufen die Projekte nun schon besser. Dennoch möchte ich noch zusätzlich zwei große Projekte starten. In dem einen sollen die Schüler ihre Eltern und Großeltern interviewen, in dem anderen machen ich zusammen mit den Schülern Fotos von Kritzeleien auf Schülerbänken, die dann gesammelt, kategorisiert und ins Internet gestellt werden sollen. Dazu kommen noch Bilder aus anderen Ländern. Meine Mitstipendiaten in den anderen Ländern habe ich dafür schon gefragt und es wollen mich sogar einige unterstützen, was mich wirklich richtig doll freut. So wird es hoffentlich ein tolles Projekt für die Schüler werden.
Zusammen mit Robert bereite ich nun auch Schüler unserer Schule auf den Debattierwettbewerb im Mai vor. Mal sehen, was das wird

Am Donnerstag (14.4.) fand die Finalrunde von Janeks Debattierwettbewerb statt. Diesmal war ich nur als Gast anwesend und habe noch unsere (Roberts und meine) Debattierkandidaten für den Mai mitgebracht, damit sie sich einen Eindruck von einer solchen Debatte verschaffen können. In der Jury saßen diesmal die Chefin aller deutschen Lehrer in Georgien, Aserbaidschan und Armenien, die deutsche Vizebotschafterin in Georgien und der stellvertretende Leiter des Goethe-Instituts Tiflis. Wieder einmal wurde Janeks klasse Organisation belohnt, denn es war ein wirklich toller Nachmittag mit verdienten Siegern. Nach dem Wettbewerb gingen wir noch alle Helfen zusammen essen und ließen den Abend bis tief in die Nacht hinein ausklingen.

Am nächsten Tag starteten wir zu einem Wochenendeausflug nach Wardisa, einer riesigen Höhlenstadt in Richtung der türkischen Grenze. Mit dabei sollten eigentlich Tobi, Janek, Marie und ich sein. Leider musste Janek kurzfristig absagen, da beim Debattierwettbewerb jemand einige Lederstühle mutwillig beschädigt hatte und es daher nun großen Ärger gab, weil der Raum in der deutschen Bibliothek (in der der Debattierwettbewerb stattgefunden hatte) nur angemietet war. Janek wollte dann einen Tag später nachkommen. So fuhren dann Tobi, Marie und ich zusammen gegen 16:30 mit Tobis Auto los Richtung Wardsia.




Unsere erste Station sollte dann Bordschomi sein, Kurort und Ort des berühmten Mineralwassers, was in alle Herren Länder exportiert wird. Wir trafen etwa gegen 19:00 ein und nach einer kurzen Konsultation der örtlichen Touristeninformation fanden wir auch schnell ein kleines, nettes und auch recht günstiges Hotel (15 Euro pro Person mit Frühstück). Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, begaben wir uns zum Essen in den Ort und nach kurzer Suche fanden wir auch ein nettes traditionelles Lokal. Zunächst wurden wir hier erneut von überlauter Musik zweier „Alleinunterhalter“ genervt. In Georgien scheint es eine Tradition zu sein, sich die Ohren beim Essen durch extrem lautstarke, traditionelle Musik betäuben zu lassen. Den Rest besorgt dann der Alkohol. Aber die nervige Szenerie entpuppte sich letztendlich als ultimative Dorfdisco, deren Damenüberschuss uns schon frühzeitig auffiel und so wurden Tobi und ich, aber auch Marie, immer wieder von den Georgierinnen auf die Tanzfläche gezogen. Einem Prozedere, dem man sich nach ein paar Bierchen natürlich immer weniger entziehen konnte. Somit wurde der Abend zu einer ausgelassenen Tanzveranstaltung. Man muss aber anmerken, dass die Georgier zu keinem Zeitpunkt wirklich aufdringlich waren.


Das gute an diesen Veranstaltungen ist, dass sie schon um 19 Uhr beginnen. Das bedeutet, dass man recht früh zu Hause ist und dennoch viel erlebt hat. So war es nun auch bei uns, wir lagen gegen 12 im Bett und so machte es uns auch keine Mühe um 7 früh aufzustehen. Um 8 Uhr hatten wir das Frühstück bestellt und um kurz nach 9 verließen wir das Hotel, um uns den Kurpark bzw. den Mineralwasserpark anzusehen. Leider war das Wetter nicht das beste, denn zu diesem Zeitpunkt regnete es leicht, bei Temperaturen von etwa 10 Grad. Wir spazierten also durch den Kurpark (das Wasser ist aufgrund des Schwefels nicht wirklich lecker zu trinken).


Am Ende des Parkes angekommen wanderten wir noch etwa eine halbe Stunde durch ein Tal und durch Wald. Kein Mensch begegnete uns. Am Ende dieses Weges stießen wir auf ein Bassin, dass durch eine warme Quelle gespeist wurde. Tobi und ich entschieden uns (obwohl wir keine Badesachen dabei hatten) in das Becken zu steigen und wir sollte es nicht bereuen. Das Wasser war wirklich angenehm, besonders das, was frisch in den Pool aus der Quelle lief.






Danach machten wir uns schnell auf den Rückweg, denn Janek wollte um 11:30 in Bordschomi ankommen. Zusammen machten wir uns dann auf den Weg Richtung Wardsia ungefähr 3 Autostunden entfernt. Unterwegs machten wir immer wieder halt, denn die Landschaft war wirklich atemberaubend schön, es lockten alte Burgen, hohe Berge und tiefe Schluchten.






Gegen 14:30 Uhr erreichten wir Wardsia, eine atemberaubende Höhlenstadt und –kloster, mit bis zu 2000, in das Gestein gehauenen Räumen. In Notzeiten konnten hier etwa 15000 Personen Unterschlupf finden. Heute leben hier nur noch ein paar Mönche, die meisten Höhlen stehen leer oder werden gerade wieder durch Archäologen erschlossen. Das Durchlaufen der Höhlen war wirklich ein besonderes Erlebnis und bei jedem machte sich enormer Respekt vor der Leistung der Erbauer breit.







Gegen 17 Uhr machten wir uns auf die Rückfahrt und wir beschlossen in Achalziche (auf dem halben Weg nach Bordschomi) ein Hotel zu nehmen. Zuerst gingen wir aber noch lecker Essen, bevor wir im Hotel „Prestige“ eincheckten. Der Name spiegelte sich für uns zum Glück nicht im Preis wieder. Er war etwa so hoch wie bei der letzen Übernachtung. Den Abend vertrieben wir uns mit Bier und „Deutschland sucht den Superstar“ via Satelliten-TV. Viel war mit uns nicht mehr anzufangen, der Tag hatte doch seine Spuren hinterlassen. Am nächsten Tag gab es um 8:30 Frühstück und um 9:30 saßen wir auch schon wieder im Auto Richtung Bordschomi, denn dort sollte gegen 11 Uhr eine Bahn in den Kur- und Skiort Bakuriani fahren. Wir fanden auch alles ganz schnell, die Bahn stand auch schon bereit und für etwa 0,90 Euro bekamen wir 2,5 Stunden unvergessliche Eisenbahnfahrt die Berge hinauf bis nach Bakuriani. Diese Fahrt war wirklich ein tolle Sache, denn es flog an uns nicht nur eine wunderschöne Landschaft vorbei, sondern es waren auch kaum Leute unterwegs. Die wenigen Leute wurden uns aber zum Verhängnis, da in Bakuriani so gut wie nichts geöffnet hatte. Die Wintersaison war schon zu Ende und die Kursaison hatte noch nicht begonnen und so waren wir froh, dass wir überhaupt noch einen Kaffee bekommen haben.







Um 15 Uhr nahmen wir dann die Marschrutka zurück nach Borschomi, die uns dann auch innerhalb von 30 Minuten wieder zum Bahnhof zurückbrachte. Von hier aus setzen wir unsere Rückfahrt nach Tiflis fort und waren gegen halb 6 im heimischen Tbilisi angekommen, wo uns dann Tobi absetzte. Janek, Marie und ich gingen dann noch in einer urigen Kneipe essen, um danach hundemüde ins Bett zu fallen.

Das Wochenende darauf am Sonntag (10. April) habe ich zusammen mit Marie einen Ausflug nach Signagi gemacht. Das ist ein etwa 2 Stunden in östlicher Richtung von Tiflis entfernter Ort, der durch seine Lage (in Terrassen am Berghang mit Blick in eine riesige Ebene) und seine Architektur (mediterraner gemischt mit georgischem Baustil) besticht. Leider sind wir erst sehr spät aufgestanden, so dass wir erst gegen um 11:30 am Busbahnhof Didube waren, wo uns mitgeteilt wurde, dass hier keine Marschrutkas nach Signagi fahren. Nun mussten wir mit der Metro zur anderen Seite der Stadt zum Busbahnhof Isani fahren. Hier fanden wir auch schnell die besagte Marschrutka, allerdings fuhr diese erst um 13Uhr los. Die vorhergehende um 12Uhr hatten wir kurz verpasst. Also ging es noch verspäteter los, der Fahrer schien jedoch zu versuchen, die Marschrutka von 12Uhr einzuholen, was ihm, gemessen am Fahrstil nur knapp nicht gelungen sein dürfte. Sie fahren wie die Säue hier. Man ist nirgendwo wirklich sicher, weder auf der Straße noch im Bus. Gegen um 3 erreichten wir nun Signagi, uns blieben also 3 Stunden, denn um 6 sollte dann die letzte Fahrmöglichkeit nach Tiflis sein. Wir machten uns also auf einen Stadt- bzw. Dorfrundgang und man muss wirklich sagen, dass dieser Ort ein wunderschönes Fleckchen Erde ist, in dem ein Besuch auf jeden Fall lohnt! Leider war das Wetter regnerisch, aber wir machten das Beste draus. Der komplette Ortskern ist grundlegend renoviert, was für das Auge sehr schön ist, aber leider den ursprünglichen Charme des Ortes nicht mehr erfahrbar macht. Es sieht einfach vieles zu perfekt aus. Zum Abschluss aßen und tranken wir noch eine Kleinigkeit und machten uns dann auf zur Marschrutka, um wieder zurück nach Tiflis zu fahren. So endete (unter Rennsportbedingungen) ein wirklich schöner Ausflug. Anzumerken bleibt noch, dass Marie bei einer alten Frau und ihrer (Ur-?) Enkelin Socken gekauft haben - gestrickt nach altem georgischem Rezept. Die beiden waren so herzlich zu uns, dass ich auch gleich noch ein Paar genommen habe ;-)









1 Kommentar: