Montag, 14. März 2011

Rugby und der Besuch in Mzcheta

Nachdem ich dann endlich mal wieder schön am Samstag ausgeschlafen hatte, ging es dann zum Rugby. Der Vorschlag kam von Janek bzw. von den Söhnen (etwa zwischen 14 und 16 Jahren alt) seiner Vermieter, die wohl öfter dort hingehen. Dazu muss angemerkt werden, dass in Georgien der Rugbysport ungefähr denselben Stellenwert wie in Deutschland der Fußball besitzt. Also es ging nun auf zum Länderspiel Georgien gegen Rumänien. Um welche Art von Spiel es sich handelte, konnten wir allerdings nicht in Erfahrung bringen. Meines Erachtens war der große Andrang ein untrügliches Zeichen dafür, dass es sich nicht um ein Freundschaftsspiel gehandelt haben konnte. Doch zunächst zur Anreise: Umweltbewusst wie wir sind, wollten wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Stadion von Lokomotive Tbilisi fahren. Allerdings wurde schon das zum Problem, da sie Tiflisser Verkehrsbetriebe nicht Willens waren, für ein solches Ereignis zusätzliche Busse einzusetzen. Die Folge: derart überfüllte Busse, dass sich die Türen dieser schon nicht mehr schließen konnten. Wir entschieden uns unter diesen Umständen mit dem Taxi zum Stadion zu fahren. Da Taxis hier in keinster Weise preislich mit denen in Deutschland zu vergleichen sind, schröpfte das nicht besonders unseren Geldbeutel. Wir kamen trotz Stau und Verkehrschaos noch gerade rechtzeitig für umgerechnet 1,80€ am Stadion an. Nur bringt es einem kaum etwas, wenn man rechtzeitig am Stadion ist, aber es an einer eigenen Eintrittskarte mangelt und etwa 200 Menschen auch noch auf eine solche scharf sind. Es spielten sich also nach deutschem Empfinden vor den Ticketschaltern recht chaotische Szenen ab:



Daher entschlossen wir uns den schmalsten der beiden Brüder zum Ticketkauf zu schicken, der auch nach etwa 20min. mit den ersehnten Eintrittskarten wieder aus der Menge auftauchte. Leider war das Spiel zu diesem Zeitpunkt schon in vollem Gange, aber bei Ticketpreisen von etwa 0,80€ war das zu verschmerzen, v.a. auch, weil unser Herzblut nun nicht so sehr an diesem Sport und an der georgischen Nationalmannschaft hing. Jedoch muss ich anmerken, dass Rugby ein durchaus interessanter Sport ist und die Stimmung im Stadion auch nicht zu verachten war incl. 4facher Laola-Welle. Ebenso beachtenswert war die recht friedliche Atmosphäre, was aber auch daran gelegen haben könnte, dass Georgien das Spiel gewann.







Vom Stadion bin ich dann mit Janek direkt zu mir nach Hause gefahren. Hier haben wir dann Bundesliga geschaut und mal wieder die leckeren Nudeln gekocht. Danach ging es noch in eine Kneipe, wo wir uns dann noch mit ein paar anderen Leuten getroffen haben. Um 3 war ich dann wieder zu Hause und um 8 entstieg ich dann schon wieder meinem Bett, denn ich hatte mich ja mit Sandra verabredet, um in die alte Hauptstadt Georgiens, Mzcheta, zu fahren. Wir trafen uns also gegen 10 am Busbahnhof und fuhren mit der Marschrutka in diese etwa 20km entfernte Stadt. Mzcheta ist eine durchaus beeindruckenden Stadt. Auf der einen Seite viele Jahrhunderte alte Bauten. Auf der anderen Seite eine komplett sanierte Altstadt, was völlig untypisch für Georgien ist und von uns daher auch mit Staunen bemerkt wurde. Diese Investitionen resultieren natürlich aus dem Status als UNESCO-Weltkulturerbe und vor allem aus dem wichtigen Stellenwert des Ortes für die Georgier: er ist das geistliche und religiöse Zentrum. Aus diesem Grund waren die Messen an diesem Sonntag auch ganz besonders stark besucht, so dass eine Besichtigung der Kirchen fast unmöglich war.







Besonders beeindruckend war eine kleine Kapelle aus dem Anfang des 4. Jahrhunderts. Es handelt sich hier um das ersten christliche Bauwerk auf dem Boden des heutigen Georgiens und stammt aus der Zeit, als das Christentum hier als Staatsreligion übernommen wurde. Wenn man bedankt, dass in Deutschland aus dieser Zeit größtenteils nur bröcklige Pfahlbautenreste ausgegraben werden, wird einem der enorme kulturelle Stellenwert dieses Landes immer mehr bewusst.



Höhepunkt unseres Ausfluges war die Besteigung eines Berges mit darauf befindlichem ehemaligem Kloster. Von dort aus hatten wir eine gigantische Sicht auf die mittelalterliche Hauptstadt Georgiens.








Da wir für den Aufstieg die vielen reizvollen Angebote der zahlreichen Taxifahrer ausgeschlagen hatten und dafür lieber über eine Autobahn, schmale Pfande und durch Gebüsch gekraxelt sind, war unsere Lust auf einen Abstieg etwas geschwunden. Um unser Vorgehen nun zu besprechen, standen wir unschlüssig auf dem Parkplatz herum. Freundlicherweise kam die Besatzung eines Polizeifahrzeuges auf die nette Idee, uns ins Tal mitzunehmen. So haben wir uns den  Fußweg gespart und wurden ziel- sowie punktgenau an der richtigen Marschrutkastation von den beiden netten Polizisten abgesetzt, die sich dann auch mit einem kurzen Hupen recht schnell verabschiedeten.




Dann fuhren wir zurück nach Tiflis. Abends ging es dann mit Janek, Tobi und anderen Leuten in eine Sportbar zum Bundesliga schauen. Leider kamen wir zu spät und wir konnten nicht mehr ein paar Lari auf das Spiel wetten. Als ich aber den Ausgang des Spieles St. Pauli gegen Stuttgart sah, war mir das auch ganz recht so.

Heute (Montag) ging es dann für mich etwas später in die Schule, da ich vorher noch ein paar Stunden im Goethe-Institut war und für meine Projekt- und Unterrichtsideen recherchiert habe. Dann waren 3 Stunden Hospitation bei Robert angesagt, der mich dann nach dem Unterricht noch auf Kaffee und Kuchen ins Literaturcafé einlud. Robert ist ein wirklich sehr engagierter Lehrer, ursprünglich interessanterweise aus Chemnitz, der meiner Meinung nach gerade in den schwierigeren Klassen ein ganz gutes Händchen zu haben scheint und so der Disziplinprobleme wenigstens einigermaßen Herr wird. Morgen geht es dann mit Hospitationen bei Maja, einer georgischen Lehrerin, weiter. Ich bin schon gespannt, was da für mich neues zu entdecken gibt…

Zum Abschluss noch zwei Schnappschüsse:




Und zwei Entfernungsangaben – jeweils in die andere Himmelsrichtung:




3 Kommentare:

  1. Hallo Martin,

    echt interessant deine Impressionen von Georgien, verfolge es mit großem Intresse.
    Wie ist es eigentlich mit der Verständigung? Wird mehr Georgisch oder mehr Russisch gesprochen? Und merkt man im Land selber noch etwas von dem Konflikt der vor ca. 2 Jahren ausgebrochen ist, man konnte ja einiges in der Presse lesen.

    Ich habe gerade den neuen Globetrotterkatalog durch geblättert und da bin ich auf einen Punkt gekommen, der auch in solchen Ländern eine Rolle spielt. Nämlich, wie ist es mit sauberen Trinkwasser. Trinkst du nur das aus gekauften Flaschen oder geht es auch aus der Leitung.

    Mach weiter so!

    Mfg Jörg

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  2. Hallo Jörg,
    also hier wird vor allem Georgisch gesprochen. Aber jeder über 30 kann auch perfekt Russisch. Je nach Bildungsgrad ist unter den Jüngeren Englisch verbreitet. Interessanterweise können viele ein paar Brocken Deutsch, da das hier in der Sowjetunion eine sehr beliebte Fremdsprache war - und das ist bis heute so, aber Englisch wird immer beliebter. Kurz: auf der Straße, beim Einkaufen etc. kommst du sehr gut mit Russisch weiter und wenn sie merken, dass du Ausländer bist, dann haben sie auch kein Problem auf dieser Sprache mit dir zu sprechen.

    Bezüglich des Krieges merkt man eigentlich nichts. Ich bin aber auch nicht in dem Gebiet, wo dieser war. Gestern meinte meine Vermieterin, dass es aufgrund des Krieges jetzt kaum noch georgisches Gemüse und Obst in Tiflis gibt, da die Dörfer, welche Tiflis damit versorgten, im Krieg zerstört wurden. Nun kommt alles aus der Türkei, ist recht teuer und schmeckt wie bei uns:-)

    Mit dem Wasser war ich zunächst sehr vorsichtig und habe nur gekauftes Wasser getrunken. Jetzt bin ich aber auch schon aus Kostengründen auf Leitungswasser umgestiegen. Wenn es warm wird, dann werde ich es wieder meiden und welches kaufen.

    Viele Grüße und danke fürs Fragen - ich antworte gerne. Grüße, Martin

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  3. Martin Broschwitz19. März 2011 um 10:16

    Martin, dein Blog gefällt mir gut! So schöne Eindrücke, in Worten geschildert und mit Fotos verstärkt.
    Etwas überrascht bin ich vom schlechten Zustand der Schule- zum Glück steht der Frühling vor der Tür, denn ein Winter ohne Licht& Heizung... Brrr!
    Deine Einstellung zum Leitungswasserkonsum finde ich risikofreudig :-) Steig lieber auf Wein um- in Russland waren immer alle ganz verrückt nach Wein aus Georgien.

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