Samstag, 5. März 2011

Karaoke und eine neue Mitbewohnerin

Nun ist es wieder Zeit für Neuigkeiten aus Tiflis. Ihr seht, ich versuche die Schlagzahl an neuen Einträgen hoch zu halten. Noch gelingt es mir.
Zur Wohnung gibt es nicht viel Neues zu erzählen. Ich bewohne nun die obere Etage im Haus. Ein kleines Appartement (auf den Bildern zu sehen) incl. vorgelagertem Schlafraum mit Doppelbett (nicht auf den Bildern zu sehen). Somit ist nun auch prinzipiell für Besuch jeglicher Art Platz, auch wenn das von der Vermieterin nicht so gern gesehen wird, da sie davon ausging, nur an eine Person zu vermieten und nicht an zwei – das wäre der Fall, wenn Marie für 6 Wochen hier ist. Aber auch hier wird sich eine Lösung finden, da bin ich ganz gewiss. Die untere Etage mit Wohnzimmer und integrierter Küche (auch auf den Bildern zu sehen) muss zwischen den Bewohnern des Hauses geteilt werden.






Insgesamt muss ich sagen, dass ich meine Wohnung mittlerweile echt klasse finde, auch wenn es hier und da noch kleine Unzulänglichkeiten gibt. Diese sind aber so gering, dass man getrost darüber hinwegsehen darf, kann und muss. Leider sind zur Zeit die Bäume noch kahl. Ich glaube, im Frühjahr wird das dann hier zum Paradies werden, denn auf dem Grundstück stehen zahlreiche Bäume und nebenan liegt gleich ein Park. Das gesamte Areal liegt leicht am Hang, so dass sich von meinem Zimmer aus ein wunderbarer Blick über Tiflis bietet.





Das entschädigt auf jeden Fall für die relativ schlechte Gesamtlage, denn ich wohne hier im Einzugsbereich des Hauptbahnhofes. Diese Ecke hier ist keine Augenweide, aber wo ist das schon der Fall? Die Hauptbahnhöfe überall auf der Welt sind eben keine Wohlfühlecken. Dafür entschädigt aber, wie schon gesagt, die tolle Wohnung und das immer schöner werdende Grundstück.

Gestern Abend (Freitag) wollten Janek und ich zu einem Vortrag ins Goethe-Institut gehen, wo zur Frage Wirtschaft und Ethik kein geringerer als ein besagter Herr Hipp („Dafür bürge ich mit meinem Namen“ – ja ja, DER Herr Hipp!!) referieren sollte. Dieser ist irgendwie Verantwortlicher für die Wirtschaftskooperation zwischen Deutschland und Georgien. So genau weiß ich es jetzt auch nicht und es ist auch nicht wirklich interessant, denn Herr Hipp wurde krank und konnte deshalb nicht kommen. Der Vortrag fiel also aus. So haben wir dann 2 Bierchen in einer Kneipe getrunken. Wenigstens war somit für ein bisschen Kultur gesorgt. Dann haben wir noch Janeks Freundin Kerstin abgeholt, die zur Zeit für 2 Wochen auf Besuch ist. Danach war Treff mit verschiedenen Leuten aus den unterschiedlichsten  Programmen inklusive Vorglühen und Besuch einer Karaokebar.



Die Runde war wirklich sehr nett, nur ein paar Bier waren es für mich wohl zu viel. Zu allem Überfluss habe ich mich dann noch auf dem Rückweg (3:00) am Bahnhof verlaufen, aber da mein Russisch mit jedem Schluck besser wird, war das mit der Verständigung kein Problem mehr. Die Taxifahrer waren dabei auch sehr hilfsbereit, nur verdient haben sie an mir nichtsJ...Mit dem ganzen Abend hatte ich dann meinen ersten georgischen Kater gebucht, der sich erst am nächsten Tag (Samstag) nachmittags langsam verzog.

Nun habe ich endlich auch die schon lange versprochene Mitbewohnerin Saskia.



Sie macht ein Praktikum für 3 Monate beim UNHCR (Flüchtlingshilfe) in Tiflis. Wir verstehen uns wirklich gut und ich denke, dass wir super miteinander auskommen werden. Abends waren wir beide noch in einem Retorten-Supermarkt einkaufen. Das Prinzip dieses Marktes ist schnell erklärt: Man nehme ein riesiges spaciges Gebäude und pflanze es an der denkbar ungeeignetsten Stelle hin – und schwupps hat meinen einen „G-Mart“ am Bahnhof. Ein Foto wird folgen. Der „Clou“ an der ganzen Sache ist aber, dass es in diesem Markt kaum Produkte aus Georgien gibt. Würde man die seltsamen Schriftzeichen auf der Reklame vergessen, dann könnte dieser Laden auch in Deutschland stehen, die Produkte sind großteils deutsch.


Marken wie „gut und günstig“ sind hier der Renner und stehen für deutsche Qualität. Ein Prädikat, welches das Produkt in gottähnliche Sphären aufsteigen lässt.  Nur zu dumm, dass sich die meisten Georgier diese nicht leisten können, da die Preise höher liegen als in Deutschland, wo diese Produkte ja eher im Niedrigpreissegment zu finden sind. Was solls…
Wir waren wahrscheinlich das letzte Mal dort. Der Tante-Emma-Laden an der Ecke ist dann doch irgendwie besser, zumal man nun langsam dort bekannt ist und nicht mehr mit Betonmiene bedient wird, wenn man auf Russisch zu bestellen versucht. Wenn sie merken, dass man fast so schlecht Russisch wie Georgisch spricht, hellen sich die Gesichtsausdrücke auf.
Abends haben wir dann noch gemeinsam Nudeln gekocht. Etwas schwierig auf dem kleinen 2-Platten-Herd, aber es ging. Mit dem Blick über die nächtliche Stadt verbleibe ich für heute bis hier und sage tschüss bis zum nächsten Mal, euer Martin



Anzumerken bleibt noch, dass meine Versuche, das georgische Alphabet zu lernen, sehr langsame Fortschritte machen. Aber wenigstens Fortschritte. Dazu habe ich mir kleinere Hilfen angefertigt: Lernkärtchen – ja ja, der Lehrer kommt durch.



Hier noch eine Schriftimpression. Es handelt sich hier um meinen georgischen Handyvertrag. Kleines Suchspiel: Was steht mein Name?:-)



2 Kommentare:

  1. Hi Martin,

    das liest sich ja alles echt spannend! Weiter so und viel Spaß in Tiflis. Wir sehen uns ja schon in vier Wochen in Odessa.

    Beste Grüße aus Charkiv,

    Matthias

    P.S.: Claus Hipp (ja, DER Claus Hipp) ist Honorarkonsul von Georgien in Deutschland. Er hat vor längerem mal 'nen Vortrag an der Uni in Mainz gehalten...weiß nicht, ob ihr was verpasst habt ;-)

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  2. Danke, Matthias für die Infos! Es scheint also als eine Fügung des Schicksals, dass er uns erspart blieb:-)

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